The Commissions
Fabian Marti
G.I.F.T
17 June – 7 July, 2015
Opening Reception 17 June, 20:00
Curated by Chus Martínez
Curatorial assistant Eveline Wüthrich
Bea Schlingelhoff, Ben Rosenthal, Bernhard Hegglin, Constantin Thun, Emanuele Marcuccio, Erika Verzutti, Ida Ekblad, Jerome Baccaglio, John Tremblay, Judith Bernstein, Juliette Blightman, Lena Henke, Lisa Jo, Lucie Stahl, Lucky DeBellevue, Marie Angeletti, Marie Karlberg, Mathis Altmann, Matthew Lutz-Kinoy, Nikolas Gambaroff, Phillip Zach, Ramaya Tegegne, Sylvie Fleury, Timothee Calame, Tina Brägger, Urban Zellweger, Vito Brodmann, Walter Pfeiffer.
For this new project Fabian Marti has decided to reactivate his TwoHOTEL, an artist’s guesthouse he originally built on Piracan- ga Beach in Bahia, Brazil and subsequently replicated in 2013. The piece serves as a site for an exchange between Marti and a still undetermined number of other artists he admires. The setup is simple: to accept a piece by Marti – a clay form, a sculpture – in exchange for a piece donated by each of the other participating artists. All pieces will then be exposed, rather than exhibited, under the roof of the TwoHOTEL, rebuilt inside The Tank.
Though difficult, it is not impossible to differentiate between a society, an association, a club, a party, and a community. Art, in both its societal and economical aspects, does not rely on existing structures but is, rather, an active participant in their construct. Fabian Marti researches the nature of the bonds artists create with other artists, with ideas, and with those who are able or willing to receive or purchase the results of a given art practice. It is neither the art nor the artists themselves but, rather, what we call the art world (or worlds) which provides certain operational tools that all the people involved – the artists, the gallerists, the viewers, the art lovers – use to distinguish art from non-art. We all contribute to an «interpretive community» that is constantly involved in learning the codes and categories of art, codes which are not, as commonly assumed in traditional aesthetics, visible or perceivable properties or qualities in things or artifacts themselves.
Marti’s piece can be considered both as an installation and as an exercise in exploring the complex field of forces that constitute art works as such. The artist produces an artwork specifically for the occasion of this very special exchange: a gift, a present. This work also acts as a litmus test, rendering visible the structure of the artist’s network. We see his friends and his preferences while also witnessing the reactions of those who were asked to participate. The collection of this atypical art institution, the TwoHOTEL shelter, can be seen as an parallel universe to other collections and forms of exchange, like the market or the fair. Fabian Marti’s piece provides both the context and the rules for the possibility of something appearing to us as art in this artist-to-artists conversation. The art world allows us to decipher the structure of both the symbolic and real capital that the piece reveals: all the intangible factors (friendship, skill, talent, or trust in other artists’ practices) that are or can be made into fungible values.
Fabian Marti born 1979 in Fribourg, lives and works in Zurich. He studied until 2006 at Zürcher Hochschule der Künste, continuing his studies at the Mountain School of Arts in Los Angeles un- til 2008. He works with, among other things, hybrid media such as photogramm, ceramic and paper. His projects, which span handcraft and mass production as well as question issues such as creativity and authorship, are realized worldwide. In 2013 he built his TwoHOTEL on Piracanga beach near Bahia in Brazil. It is a simple hotel built of shuttering boards modeled after the historical Hotel One in Kabul by Alighiero Boetti. Since then Fabian Marti deals with concept of the artist as legend, the utopia of a alternative society and the idea of an artists’ colony. As an off-shoot to the idea of an artist collective, he developed an alternative currency and introduced The Marti Coin, an artist coin imprinted with his fingerprint, into the art economy during the Klöntal Triennale 2014
Für sein neues Projekt hat sich Fabian Marti entschlossen, sein TwoHotel wieder aufleben zu lassen. Bei TwoHotel handelt es sich ursprünglich um ein vom Künstler selbstgebautes einfaches Hotel aus Verschalungsbrettern, das er am Strand von Piracanga in Brasilien errichtete und 2013 zum ersten Mal wiedereröffnete. Die Arbeit schuf eine Plattform für den künstlerischen Austausch zwischen ihm und einer nach wie vor nicht begrenzten Anzahl anderer Künstlerinnen und Künstler, die er bewundert. Das Angebot ist simpel: Die angefragte Künstlerin oder der Künstler bekommt ein Kunstwerk von Marti – eine Skulptur aus Ton – und spendet im Gegenzug ein Kunstwerk aus der eigenen Produktion. Alle Arbeiten werden dann unter dem Dach des wiedererrichteten TwoHotel im Ausstellungsraum Der TANK vielmehr freigelegt als ausgestellt.
Zwischen einer Gesellschaft, einer Vereinigung, einem Club, einer Partei oder einer Gemeinschaft zu unterscheiden ist schwierig aber nicht unmöglich. Die Kunst, sowohl in ihrer gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Verfasstheit, hängt nicht ausschließlich von bestehenden Strukturen ab, sondern ist entscheidender Akteur bei deren Aufbau. Und die Natur der Verbindlichkeiten, die Künstler mit anderen Künstlern aber auch mit Ide- en eingehen, sowie die Verbindung mit denjenigen, die dazu in der Lage oder willens sind, die Ergebnisse dieser Praktiken zu erwerben, lotet Fabian Marti aus. In der Tat sind es weder die Künstler noch die Kunst, sondern es ist die sogenannte Kunstwelt oder, besser ausgedrückt, es sind die Kunstwelten, die als Lieferanten für wirksame Werkzeuge fungieren, die dann von allen Beteiligten (den Künstlern, dem Markt, den Besuchern und den Kunstliebhabern) dazu genutzt werden, Kunst von Nicht-Kunst zu unterscheiden. Alle gemeinsam stimmen wir uns als «Interpretationsgemeinschaft» ab, die unentwegt damit beschäftigt ist, Codes und Kategorien der Kunst zu erlernen: Codes, die keine sichtbaren oder wahrnehmbaren Eigentümlichkeiten oder Qualitäten der Kunstdinge oder Artefakte selbst sind (wie das noch die traditionelle Ästhetik angenommen hat).
Man darf diese Arbeit als Installation betrachten, gleichzeitig aber ist sie auch eine Erkundung im vielschichtigen Kräftefeld, das Kunstwerke im eigentlichen Sinne konstituiert. Der Künstler Fabian Marti schafft aus Anlass einer ganz besonderen Tauschsituation ein Kunstwerk: Eine Gabe, ein Geschenk. Doch eine solche Gabe ist auch eine Art Bewährungsprobe, die die Strukturen des Künstlernetzwerks sichtbar macht. Wir werden seiner Freunde oder seiner Vorlieben gewahr, ebenso aber auch Zeugen, wie diejenigen, die angefragt werden, auf ein solches Angebot reagieren. Die Sammlung in dieser untypischen Kunstinstitution – der TwoHotel Herberge – kann als Paralleluniversum zu anderen Sammlungen, anderen Tauschformen, wie dem Markt oder der Kunstmesse, begriffen werden. Fabian Martis Arbeit liefert Kontext und Regeln für die Möglichkeit, wie durch ei- nen solchen Austausch zwischen Künstlern etwas als Kunst in Erscheinung treten kann. Aber auch die Kunstwelt erlaubt uns diese Struktur des symbolischen und reellen Kapitals zu lesen, die diese Arbeit enthüllt: All die immateriellen und nicht greifbaren Faktoren (Freundschaft, Fertigkeiten, Talent, aber auch das Vertrauen in die Arbeiten des anderen Künstlers) die tauschbare Werte sind oder sein können – tauschbar gegen Geld.
Fabian Marti geboren 1979 in Fribourg, lebt und arbeitet in Zürich. Er studierte bis 2006 an der Zürcher Hochschule der Künste und anschliessend bis 2008 an der Mountain School of Arts in Los Angeles. Er arbeitet unter anderem mit hybriden Medien wie Fotogramm, Keramik und Tapete. Seine Projekte, die Handwerk und Massenproduktion umspannen und Themen wie Kreativität und Autorschaft hinterfragen, realisiert er weltweit. 2013 erbaute er sein TwoHOTEL am Piracangastrand bei Bahia, Brasilien. Ein einfaches Hotel aus Verschalungsbrettern nach dem histo- rischen Vorbild des one Hotel in Kabul von Alighiero Boetti. Fabian Marti beschäftigt sich seit jeher mit dem Thema des Künstlermythos, der Utopie einer alternativen Gesellschaft und der Idee einer Künstlerkolonie. Den Gedanken der Künstlergemeinschaft weiterspinnend, entwickelte er eine alternative Währung und führte anlässlich der Klöntal Triennale 2014 eine Künstler-Münze – den Marti Coin – ins Kunstsystem ein, auf welcher sein Fingerabdruck eingeprägt wurde.
Photos: Nici Jost